Unter Pferdehaltern wird immer wieder darüber diskutiert, ob und in welcher Form Streuobstwiesen als Pferdeweide genutzt werden können. Einiges spricht für die Nutzung. Es gibt aber einige spezielle Punkte, die du beachten solltest.
„Pro“ Streuobstwiesen für Pferde
- Obstbäume spenden im Sommer Schatten und sorgen so für eine artgerechte Weidehaltung.
- Gräser- und Kräuterangebot ist auf Obstwiesen artenreicher als auf baumlosen Wiesen.
- Obstbäume sind nicht giftig, weder die Früchte, noch die Rinde oder die Blätter.
- Selektives Fressverhalten von Pferden und ihre Ausscheidungen sorgen für einen vielfältigen Pflanzenwuchs.
- Hochstämmige und ausreichend hoch gewachsene Obstbäume sind robust.
- Bei dieser Form der Beweidung werden dem Boden weniger Nährstoffe entzogen.
- Natürliche Möglichkeit der Landschaftspflege.
„Contra“ Streuobstwiesen für Pferde
- Verzehr von übermäßigen Obstmengen führt zu Stoffwechselstörungen und Magen-Darm-Erkrankungen.
- Steinobst (z.B. Kirschen und Pflaumen) sind aufgrund der Blausäure im Stein für Pferde schädlich.
- Durch Anknabbern der Rinde, Blätter und Zweige kann junger oder niedriger Obstbaumbestand durch Pferde nachhaltig geschädigt werden.
- Meist werden zu viele Pferde je Hektar Streuobstwiese gehalten, da Bäume beim Flächenbedarf nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Gefahren beim Weiden auf Streuobstwiesen
Zu viel Obst kann zum echten Gesundheitsrisiko für dein Pferd werden. Obst hat generell einen hohen Fruchtzuckergehalt. Im Fallobst entstehen zudem schnell Gärstoffe und auch Pilz- und Schimmelbefall, die z.B. Verdauungsstörungen oder Koliken hervorrufen können. Eine Schlundverstopfung droht, wenn Pferde sehr hastig große Mengen an Äpfeln und Birnen fressen.
Steinobst wie Pflaumen, Kirschen oder Pfirsiche sind nicht nur wegen der Kerne gefährlich. Diese Obstsorten gären sehr stark und können so zu Koliken führen. Außerdem besteht bei den Kernen die Gefahr, dass die Pferde diese aufbrechen und Blausäure freigesetzt wird oder dass sich ganze Kerne im Verdauungstrakt festsetzen.
Wegen der vielen Risiken kurz vor und während der Erntezeit solltest du in jedem Fall darauf achten, dass dein Pferd nicht zu viel Fallobst frisst. Die Obstbäume abzuzäunen reicht oft nicht aus, da die Pferde meist dennoch an die Früchte kommen bzw. die Früchte auch weit fallen.
Eine Möglichkeit ist, das reife und überreife Obst regelmäßig aufzusammeln. Besser ist es jedoch, vom Hochsommer bis Herbst die Pferde nur zeitweise auf eine Streuobstwiese weiden zu lassen oder das Weidemanagement so zu gestalten, dass die Pferde in der Erntezeit auf einer anderen Wiese weiden.
Tipp: Überlege auch, ob ggf. die Fütterung beim (Obst-)Weidegang angepasst werden muss.
Vorsicht vor Wespenstichen!
Auch Wespen und Bienen lieben Fallobst und sitzen deshalb an den reifen Früchten. Werden die Pferde im Maulbereich oder in den Hals gestochen, kann es schnell zu schmerzhaften Schwellungen bis hin zu allergischen Reaktionen kommen. In diesem Fall ist schnelle Hilfe gefragt. Leider ist man nicht immer vor Ort, weshalb es gegebenenfalls lebensbedrohlich für das Pferd werden kann.
Zur Risikominimierung ist es deshalb essentiell, reifes Fallobst täglich abzusammeln, wenn dein Pferd über die Erntezeit auf einer Streuobstwiese weiden soll.
Wichtig: Wenn du Fallobst verfüttern möchtest, solltest du deinem Pferd lediglich kleine Mengen anbieten. Entferne matschige und faule Stellen und sorge dafür, dass die Hauptfütterung aus Raufutter besteht und Obst ein Leckerbissen für Zwischendurch bleibt. So kannst du deinem Pferd eine leckere Abwechslung bieten, ohne seine Gesundheit zu gefährden.
Fazit: Streuobstwiesen sind dann als Weide zu empfehlen, wenn Fallobst zügig und regelmäßig abgesammelt wird.