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Dr. Patricia Sitzenstock
29 Juli 2024 Lesezeit 7 Minuten

Diabetes beim Pferd

Lange Zeit war eine Diabetes-Erkrankung bei Pferden noch sehr unbekannt. Aber in den letzten Jahren wurde die Diagnose doch immer häufiger gestellt. Wie wir Menschen können auch Pferde im Laufe ihres Lebens eine Diabetes entwickeln. Bei Pferden sind aber nur Fälle von Diabetes Typ-2 bekannt, also eine Insulinresistenz. Diabetes Typ-1, ein Insulinmangel, ist bei Pferden bisher nicht aufgetreten.

Welche Ursachen hat Diabetes bei Pferden? Wie kannst du frühzeitig die Symptome einer Diabeteserkrankung erkennen? Welche Pferderassen sind besonders gefährdet? Und wie kann dein Pferd bei Diabetes bzw. einer Insulinresistenz unterstützt werden? Der Gesundheitsdienst (GD) für Tiere hat sich in Zusammenarbeit mit Pavo mit Diabetes bei Pferden auseinandergesetzt. Bei der Untersuchung kamen überraschende Antworten ans Licht.

Ursachen und Symptome bei Pferden mit Diabetes

Warum entsteht überhaupt Diabetes bei Pferden?

Über sein Futter nimmt ein Pferd unterschiedliche Nährstoffe auf, darunter auch Zucker und Stärke. Diese sind nicht nur in Kraftfutter, sondern auch in Gras, Heu und Heulage enthalten. Im Magendarmkanal werden sie zu Glucose verdaut, die im Blut aufgenommen wird. Der Körper muss daraufhin ein Signal bekommen, dass diese Glucose z.B. in den Muskelzellen gespeichert werden soll. Die Muskulatur und die Leber, aber auch Speichergewebe wie das Fettgewebe, nehmen den Zucker aus dem Blut auf, so dass der Blutzuckerspiegel wieder sinkt. Signale dafür werden durch das Hormon Insulin gegeben, das in der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Es ist gut geregelt: je mehr Glucose im Blut, desto mehr Insulin wird produziert.

Dieser Prozess kann allerdings außer Kontrolle geraten, wenn die Menge an Glucose, die ins Blut gelangt, immer weiter ansteigt. Der Stoffwechsel wird überbelastet und als Reaktion wird über einen längeren Zeitraum Insulin produziert. In den Zellen sinkt dann die Sensibilität für das Insulin und es entsteht eine sogenannte Insulinresistenz. Der Organismus hat dann Schwierigkeiten, das Insulin sowie den Blutzucker optimal zu verarbeiten, der Blutzuckerspiegel bleibt auf einem unnatürlich hohen Level. Auch eine sehr hohe Insulinproduktion kann dann den Blutzuckerspiegel nicht mehr ausreichend senken. Dies wird für den Organismus des Pferdes zum Problem.

Oft entsteht Diabetes beim Pferd durch Erkrankungen. Krankheiten wie das Cushing-Syndrom beeinflussen die Insulinproduktion bei Pferden und können eine Diabetes auslösen. Beim Cushing-Syndrom ist die Produktion von Hormonen in der Hirnangangsdrüse gestört, der Hormonhaushalt im Pferdekörper gerät dann aus den Fugen. Diabetes ist ein typisches Symptom im Symptomkomplex von Cushing.

Auch das Equine Metabolische Syndrom (EMS) kann Diabetes auslösen und tritt als häufiges Symptom dieser Wohlstandskrankheit auf. An EMS erkranken öfter übergewichtete Pferde. Nicht selten wird Diabetes bzw. eine Insulinresistenz mit EMS gleichgesetzt. Aber Achtung: Eine Insulinresistenz ist ein sehr typisches Symptom von EMS, kein Synonym. Nicht immer bedeutet eine Insulinresistenz, dass dein Pferd an EMS erkrankt ist.

Es wird darüber hinaus vermutet, dass die heutigen Haltungs- und insbesondere Fütterungsbedingungen Diabetes auslösen können. Entspricht die Energiezufuhr nicht dem tatsächlichen Bedarf und ist darüber hinaus die Fütterung zu zuckerreich, gerät der Stoffwechsel deines Pferdes schnell aus den Fugen und führt zu Übergewicht, was zudem auch die Insulinproduktion beeinflusst.

 Sind dicke Pferde immer anfälliger für Diabetes?

Pauschal kann nicht gesagt werden, dass dicke Pferde viel anfälliger für Diabetes sind. Nicht immer bedeutet ein dicker Bauch gleich ein Risiko für Diabetes. Vielmehr ist das Gesamtbild deines Pferdes entscheidend. Dazu zählt neben dem Gewicht auch die Fettverteilung am Pferdekörper, also das Erscheinungsbild deines Pferdes. Dieses kannst du mit dem sogenannten „Body Condition Score“ (BCS) sehr gut beurteilen. Auch bei Tierärzten und Wissenschaftlern ist der Score beliebt. Dabei beurteilst du verschiedene Körperstellen wie z.B. den Mähnenkamm, die Schulterblätter oder die Kruppe und rechnest am Ende den Fat Score aus. Alle Informationen zum Modell kannst du in unserem Ratgeber „Gewicht des Pferdes zu dick oder zu dünn“ nachlesen. Ermittelst du einen sehr hohen Score, empfiehlt sich eine Rücksprache mit deinem Tierarzt, der dein Pferd auf Diabetes testen und euch beim gesunden Abnehmen begleiten kann.

Gibt es Pferderassen, die häufiger an einer Diabetes erkranken?

Pferde, die mehr Energie aufnehmen als sie verbrauchen, werden dick. Aber nicht alle (zu) dicken Pferde stellen sich als insulinresistent heraus. Dr. Kees Kalis vom GD sagt dazu: „Es überraschte uns: Die Messungen ergaben ein anderes Bild. Wir haben wohl Insulinresistenz bei allen Rassen und in jedem Alter gefunden, aber nicht alle zu dicken Pferde litten hierunter. Es besteht wohl eine deutliche Verbindung zu bestimmten Rassen.“

Dass vor allem robuste Ponyrassen häufiger Probleme mit Insulinresistenz haben, ist erklärbar. Diese Tiere magern in der freien Natur im Winter ab, wenn wenig zu Fressen vorhanden ist. Viele Pferdebesitzer füttern diesen Rassen dann mehr Futter bei, und sie werden schnell zu dick. Vor allem Ponys wie Welsh, Welsh Cobs, Isländer und Shetländer stellten sich als sehr anfällig hierfür heraus.

Vererbung spielt ebenfalls eine Rolle. Es wurde erwartet, dass Insulinresistenz vor allem bei zu dicken Fjorden und Friesen gefunden wird. Dies war aber nicht der Fall. Darüber hinaus wurde bei dicken KWPN Pferden Diabetes so gut wie gar nicht festgestellt.

Das bedeutet, dass nicht alle Pferderassen, die zu viel Zucker aufnehmen auch direkt insulinresistent werden. Einige Pferde sind viel anfälliger für eine Diabetes. Die Zuckerzufuhr im täglichen Futtermittel sollte unbedingt dem tatsächlichen Bedarf der jeweiligen Rasse angepasst sein. Grundsätzlich empfiehlt sich, den Zuckergehalt gering zu halten, z.B. mit zuckerreduzierten Raufutterersatzprodukten. Belohnungen zwischendurch sollten so natürlich wie möglich sein und nur in Maßen gefüttert werden.

Welche typischen Symptome zeigt ein Pferd mit Diabetes?

Pferde, die unter Diabetes leiden, zeigen verschiedene Symptome. Oft sind diese Symptome aber sehr unspezifisch und allgemein. Diabetes beim Pferd wird daher häufig erst festgestellt, wenn die Insulinresistenz bereits fortgeschritten ist.

Zu diesen typischen Symptomen zählen u.a.:

  • Häufiges Trinken und Wasserlassen, beeinflusst durch die erhöhte Zuckerkonzentration im Blut.
  • Dein Pferd wirkt auffällig schlapp und abgeschlagen.
  • Das Immunsystem wird durch die erhöhte Insulinkonzentration stark belastet, dadurch entstehen häufiger Infektionen.
  • Eine Insulinresistenz begünstigt die Entstehung von Entzündungen wie z.B. Hufrehe.

Treffen die genannten Symptome auf dein Pferd zu? Dann ziehe am besten einmal deinen Tierarzt zu Rate.

Tierarzt Eric Laarakker misst bereits seit vielen Jahren Insulinresistenz bei Pferden und Ponys. Er trifft in seiner Praxis regelmäßig auf Pferde mit einer Diabetes und stellt fest, dass aus Insulinresistenz viel mehr Probleme resultieren als nur das Risiko einer Hufrehe. „Ich stoße auch auf Muskelsteifheit, chronische Atemwegsprobleme, die sich bei Weidegang und Gelenkentzündungen verschlimmern. Dies ist vor allem bei älteren Pferden zu beobachten, bei denen der Stoffwechsel häufig etwas mühsamer verläuft und die Leistung der Darmbakterien abnimmt.“ Pferde mit Problemen bekommen oft Nahrungsergänzungsmittel. In vielen Präparaten ist jedoch Zucker enthalten. Tierarzt Eric Laarakker sagt dazu: „Wenn man nicht weiß, dass die Steifheit seines Pferdes durch Insulinresistenz verursacht wird und man gibt ihm z.B. Glucosamin, dann bekommt es wohl täglich zwei große Schippen Zucker extra, die ganz und gar nicht gut für das Pferd sind.“

Behandlung von Pferden mit Diabetes

Über einen Bluttest und einer Urinuntersuchung kann dein Tierarzt eine Diabetes-Erkrankung bei deinem Pferd diagnostizieren. Dabei wird die Glukose- und Insulinkonzentration im Blut ermittelt. Die Behandlung deines Pferdes erfolgt dann individuell und je nach Krankheitsstatus.

Eine leichte Insulinresistenz kann schon mit der Anpassung des Fütterungsmanagements sowie der täglichen Bewegung gut behandelt werden. Auch eine gesunde, verantwortungsvolle Gewichtsreduktion ist bei dickeren Pferden mit einer Diabetes essentiell.

Ist die Insulinresistenz schon weiter fortgeschritten, wird dein Tierarzt Medikamente verschreiben. Insulin wird häufig über Spritzen verabreicht, seltener über entsprechende Medikamente. Das kommt ganz auf den Status der Diabetes bei deinem Pferd an. Bei einer Langzeittherapie wird dein Tierarzt dir eine Einführung geben und dann behandelst du dein Pferd selbst. Darüber hinaus ist die regelmäßige, am besten tägliche Kontrolle der Zuckerwerte wichtig.

Wie du dein Pferd mit Diabetes unterstützen kannst

Mit folgenden Tipps kannst du die Sensibilität der Insulinrezeptoren deines Pferdes unterstützen und dadurch die Symptome einer Diabeteserkrankung mindern.

Tipps für Pferde mit Insulinresistenz:

  • Sorge durch ein optimales Futtermanagement und Bewegung dafür, dass dein dickes Pferd ein paar Kilos verliert. Unser Pavo InShape Abnehmprogramm wird dich dabei unterstützen.
  • Verteile die Futterrationen auf mehrere kleine Portionen pro Tag.
  • Sollte dein Pferd neben Raufutter und Mineralfutter ein zusätzliches Kraftfutter benötigen, dann füttere ausschließlich energie- und zuckerarmes Kraftfutter.
  • Schränke den Zugang zu frischem, fruktanreichem Weidegras ein.

Hier kannst du gratis das Pavo InShape Programm downloaden und direkt mit dem Abnehmen starten!

Zucker im Pferdefutter reduzieren – konkrete Maßnahmen

Um eine Insulinresistenz zu vermeiden oder einzudämmen, sollte dein Pferd möglichst wenig Zucker aufnehmen. Es reicht dabei nicht aus, nur nach dem Kraftfutter zu schauen. Gras ist nämlich auch eine sehr große Zuckerquelle.

Ein regelmäßiger Weidegang ist für Pferde immer eine willkommene Beschäftigung. Allerdings gilt es hierbei einiges zu beachten. So wird z.B. oft angenommen, dass kahle Weiden besser sind. „Das ist nicht wahr“, sagt Vincent Hinnen, Ernährungswissenschaftler bei Pavo. „Das ist gestresstes Gras, das sein Bestes gibt, um zu wachsen. Dabei wird extra Fruktan produziert, eine Zuckersorte, auf die Pferde und Ponys sehr sensibel reagieren. Im Frühling und im Herbst, wenn die Nächte kalt sind, besteht ein erhöhtes Risiko. Dadurch stoppt der Stoffwechsel in der Pflanze, um im Laufe des Tages, wenn die Temperatur steigt, mit erhöhtem Tempo wieder in Gang zu kommen – mit einer extra Zuckerproduktion zur Folge.“ Derselbe Effekt entsteht, wenn eine Weide erst gemäht wird, bevor Pferde darauf grasen dürfen. Das Wachstum wird gerade dadurch angetrieben, wodurch dieses Gras extra Zucker enthält. Pferde lieben dieses junge Gras und fressen es darum besonders gierig.

Viele Pferdehalter sind außerdem zurückhaltend, was die Weidedüngung angeht. Bestimmte Mängel an Nährstoffen im Boden sorgen allerdings ebenfalls für gestresstes Gras. Eine ausgereifte Weide mit langem, hartem Gras ist besser für Pferde. Es ist ratsam, die Weidefläche einzuschränken und lieber den Weidezaun regelmäßig zu versetzen, da das Angebot an Gras sonst immer noch zu groß ist. Vincent Hinnen rät, ein insulinresistentes Pferd nicht den ganzen Tag auf der Weide zu lassen, vor allem nicht in den frühen Morgenstunden oder abends, wenn die Temperaturen sinken. Mehr Informationen zum Thema findest du in unserem Ratgeber: Pferdeweiden bewirtschaften.

Auch Raufutter wie Heu und Heulage enthält Zucker. Wie viel? Das kann mit bloßem Augen schwer bestimmt werden. Vincent Hinnen: „Leute denken oft, dass nasse Silage reichhaltiger ist oder grobes Heu besser für Pferde. Das weiß man nicht, wenn man keine Probe untersuchen lässt. Es ist allerdings nicht ratsam, einem Pferd vorsorglich weniger Raufutter zu geben. Sein Stoffwechsel benötigt Raufutter. In der freien Natur frisst ein Pferd den ganzen Tag lang. Es ist gut, viel Raufutter zu füttern, aber sei dir darüber bewusst, welches Raufutter und wie viel du fütterst.“ Bist du dir über die Qualität deines Raufutters unsicher? Dann prüfe diese ganz einfach mit dem Pavo Raufutter-Schnelltest. Dieser Test gibt dir Auskunft über die 3 wichtigen Parameter: Brennwert, Eiweiß- und Zuckergehalt.

Kraftfutter für Pferde mit Insulinresistenz

Was Kraftfutter angeht rät Vincent Hinnen, Pferden, die eine Veranlagung für Insulinresistenz haben, ein zucker- und stärkearmes Futter zu geben, z.B. Pavo InShape speziell für dicke Pferde oder Pavo’s Nature‘s Best ergänzt mit Pavo Daily Plus. Letzteres ist ein Raufuttergemisch mit zusätzlichen notwendigen Mineralien. Indem du 1 oder 2 Hände voll Pavo Daily Plus mit dem Kraftfutter vermengst, muss ein Pferd länger kauen, wodurch mehr Speichel produziert wird und das Futter gleichmäßiger verdaut werden kann. Für deinen Senior eignet sich besonders Pavo 18Plus. Der Zucker- sowie Stärkegehalt ist in diesem Seniorenfutter auf die Bedürfnisse deines alten Pferdes (mit Diabetes) optimal abgestimmt.

Auch die vollwertigen Müsli-Sorten Pavo EasyMix und Pavo Care4Life eignen sich optimal für Pferde mit einer Insulinresistenz. Beide versorgen dein Pferd mit allen wichtigen Nährstoffen, sind dabei aber besonders energie-, zucker- und stärkearm. Dank der optimalen Kombination mit Vitaminen und Mineralstoffen benötigst du kein weiteres Mineralfutter. Die raue Struktur des Müslis sorgt darüber hinaus dafür, dass dein Pferd beim Fressen lange kauen muss. Care4Life enthält zudem 11 verschiedene Kräuter.

Auch das Kräutermüsli Pavo Care4Life eignet sich optimal für Pferde mit einer Insulinresistenz. Das vollwertige Kraftfutter mit 11 Kräutern versorgt dein Pferd mit allen wichtigen Nährstoffen, ist dabei aber besonders energie-, zucker- und stärkearm. Dank der optimalen Kombination mit Vitaminen und Mineralstoffen benötigst du kein weiteres Mineralfutter. Die raue Struktur des Kräutermüslis sorgt darüber hinaus dafür, dass dein Pferd beim Fressen lange kauen muss.​

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