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Dr. Patricia Sitzenstock
5 augustus 2024 Lesezeit 6 Minuten

Herz und Blutkreislauf des Pferdes

Das Herz und das Blutgefäßsystem des Pferdes sind für den Transport wichtiger Stoffe durch den Körper zuständig. Hiermit wird gewährleistet, dass alle Organe mit ausreichend Sauerstoff, Nährstoffen, aber auch Hormonen und Wärme versorgt werden. Wiederum werden Abfallstoffe und auch Kohlendioxid über das Herz-Kreislaufsystem abtransportiert.

Aufbau und Funktion des Pferdeherzens

Das Herz ist ein rhythmisch zusammenziehender Hohlmuskel. Es liegt auf dem Boden der Brusthöhle zwischen der 3. und 6. Rippe im Brustbereich, direkt hinter dem linken Vorderbein. Das Pferdeherz wird von einem feinen, mit Flüssigkeit befeuchteten Herzbeutel ummantelt. Es wiegt etwa 4kg und besteht aus zwei Hälften mit insgesamt vier Bereichen: rechter Vorhof mit rechter Kammer und linker Vorhof mit linker Kammer. Spezielle Klappen verbinden die Vorhöfe mit den Kammern auf beiden Herzhälften.

Im Ruhezustand schlägt das Herz eines gesunden Pferdes 28 bis 40 Mal pro Minute. Es ist wichtig, dass du diese Ruhefrequenz deines Pferdes kennst, da eine Erhöhung des Herzschlages im Ruhezustand auf Schmerz, Angst, Stress, Krankheit oder Anspannung hinweisen kann. Die maximale Herzfrequenz außerhalb des Ruhezustandes kann bei über 200 Schlägen pro Minute liegen.

Neben dem Herz gehört auch die Milz zum Kreislaufsystem. Sie dient dem Pferd als Blutspeicher, wiegt ca. 2kg und hat eine Länge von 50-60cm.

Aufbau und Funktion des Blutes vom Pferd

Ein Pferd hat ungefähr 7% seines Körpergewichts an Blut. Das ergibt bei einem 650kg schweren Warmblutpferd also etwa 45 Liter Blut im Kreislaufsystem. Dieses Blut dient als Beförderungsmittel für alle lebenswichtigen Nährstoffe zu den Organen und sorgt außerdem für den Abtransport der Abfallstoffe.

Das Blut besteht aus Blutplasma sowie den darin enthaltenen Zellen:

  • Erythrozyten (Rote Blutkörperchen): Sie enthalten den Blutfarbstoff Hämoglobin und verleihen dem Blut somit seine typisch rote Farbe. Hämoglobin bindet Sauerstoff, bzw. Kohlendioxid und transportiert diese durch den Körper.
  • Leukozyten (Weiße Blutkörperchen): Diese farblosen Blutkörperchen sind im Organismus die „Gesundheitspolizei“ und sorgen somit für die Abwehr und Eliminierung von Krankheitserregern.
  • Thrombozyten (Blutplättchen): Sie dienen der Blutgerinnung und sorgen dafür, dass sich auf Wunden eine Kruste bildet und dadurch die Blutung gestoppt wird.

Aufbau und Funktion der Blutgefäße

Die vom Herzen wegführenden Blutgefäße, welche das nährstoff- und sauerstoffreiche Blut enthalten, werden als Arterien bezeichnet. Sie leiten das angereicherte Blut weiter zu den verschiedenen Organen.

Um auch die kleinsten Teile des Körpers mit Blut versorgen zu können, gehen Arterien über in ein sehr feinmaschiges Netzwerk von Gefäßen, den sogenannten Kapillaren.

Venen sind die Blutgefäße, die zurück zum Herzen führen. Sie transportieren sauerstoffarmes Blut und werden durch das Herz in die Lunge weitergeleitet.

Alle Gewebearten und Organe des Pferdes werden von Gefäßen mit Blut versorgt – mit Ausnahme der Knorpelschicht der Gelenke und der Hornhaut des Auges. Diese verfügen über keine Blutgefäße. Die Nährstoffversorgung wird hier über eine „Diffusion“ (Nährstofftransport durch Membranaustausch) gewährleistet.

Funktion und Zusammenspiel von Herz und Blutkreislauf beim Pferd

Beim Herz-Blutkreislauf ist der Name auch gleich Programm, denn es funktioniert genauso wie es heißt: das Blut läuft immer im Kreis. Der Motor, bzw. der Antrieb ist hierbei immer das Herz. Das Blut durchfließt das Herz pro Runde gleich 2x. Somit gibt es im Körper auch zwei Blutkreisläufe. Hierauf ist das Herz perfekt ausgelegt und versorgt mit seinen beiden Herzhälften jeweils einen Kreislauf, welche miteinander verbunden sind. Der erste Blutkreislauf ist der kleine Kreislauf oder Lungenkreislauf. Der zweite Blutkreislauf wird als großer oder Körperkreislauf bezeichnet. Die rechte Herzhälfte mit Vorhof und Kammer treibt das Blut durch den kleinen Kreislauf, die linke Herzhälfte mit Vorhof und Kammer ist der Antrieb für den großen Blutkreislauf.

Der Kreislauf des Blutes

Zunächst fließt das sauerstoffarme mit Kohlendioxid versetzte Blut in den rechten Vorhof. Von dort wird es weiter in die rechte Kammer gedrückt, die es weiter in die Lunge pumpt. In der Lunge findet dann der Gasaustausch statt: Abgabe von Kohlendioxid und Aufnahme von Sauerstoff. Von der Lunge fließt das Blut dann in den linken Vorhof und von da weiter in die linke Kammer. Diese drückt das Blut in die Aorta (Hauptschlagader), die die Verteilung des Blutes in die Arterien des Gefäßsystems übernimmt.

Das mit Nährstoffen und Sauerstoff angereicherte Blut wird über die Arterien dann überall im Körper verteilt. Je feiner die Extremitäten werden, desto schmaler werden auch die Bluttransportbahnen und verästeln sich immer stärker, bis es dann nur noch feinste Kapillare sind. Hier erfolgt dann auch der eigentliche Austausch: Sauerstoff und Nährstoffe werden abgeladen und Kohlendioxid und Abfallstoffe aufgeladen. Die vom Herzen wegführenden Kapillaren heißen Arteriolen. Die zum Herz hinführenden Kapillaren werden als Venolen bezeichnet. Die feinen Kapillaren (auch Kapillarnetze genannt) sind somit das Bindeglied zwischen den beiden Blutkreisläufen: Das arterielle System geht hier in das venöse System über.

Über den venösen Anteil des Gefäßsystems kehrt das Blut dann wieder zurück zum Herzen, wo es erneut angetrieben und beschleunigt wird. Das Blut in den Venen ist statt hellrot nun dunkelrot – ein Zeichen für die Sauerstoffarmut. Blut und deren Gefäße besitzen keinen eigenen Antrieb, sondern werden einzig und allein über die Muskelkontraktionen des Herzens fortbewegt.

Die Kraft der 5 Herzen – die Funktion der Hufpumpe

Das Pferdeherz macht durchschnittlich weniger als 1 % des Körpergewichts aus und ist somit relativ klein für die große Leistung, die es erbringen muss. Daher benötigt das Herz tatkräftige Unterstützung. Diese erhält es über den Mechanismus der vier Pferdehufe. Der Hufmechanismus unterstützt die Durchblutung der Herztätigkeit und wird daher auch als „Hufpumpe“ oder „Die Kraft der 4 Herzen“ bezeichnet.

Wie funktioniert die Hufpumpe?

Wenn dein Pferd 10 Schritte geht, wird durch den Hufmechanismus bei gesunden Pferden, die keine Eisen an den Hufen tragen, ca. 1 Liter Blut in jedem Huf bearbeitet. Bei Belastung des Hufes (also bei Bodenkontakt) weitet sich der Huf, so dass das Blut in die Blutgefäße der Huflederhaut einströmen kann. Bei Entlastung (also beim Abfußen) zieht sich das Hufinnere wieder zusammen, so dass ein Sog entsteht. Das Herz saugt das ihm entgegenströmende Blut an und übernimmt dann wieder die Durchblutungsarbeit im restlichen Körper.

Dieser Hufpumpen-Mechanismus ist auch deshalb für dein Pferd so wichtig, weil unterhalb des Vorderfußwurzel- und des Sprunggelenks keinerlei Muskeln vorhanden sind, die diese Kontraktion übernehmen könnten.

Bei Pferden, die immer Eisen tragen, schlechte Hufe oder aber wenig Bewegung haben, wird die Funktion der Hufpumpe stark eingeschränkt. Dies kann neben angelaufenen Beiden auch erhebliche Konsequenzen für das Blut-Kreislaufsystem und somit die Leistungsfähigkeit deines Pferdes haben.

Das Blut gibt auch Hinweise auf Erkrankungen beim Pferd

Oft ist es schwierig anhand der äußeren Symptome im Krankheitsfall bei Pferden eine eindeutige Diagnose festzustellen. Anhand eines Blutbildes und der Blutwerte lassen sich dann einfacher mögliche Krankheitsbilder ableiten, so dass eine gezielte Behandlung möglich ist. Hier einige Beispiele:

Zu niedriger Gehalt an roten Blutkörperchen

Blutarmut ist kein Mangel an Blut, sondern ein zu niedriger Gehalt an roten Blutkörperchen im Blut. Dieses kann die Folge von Blutverlust, einer verringerten Bildung von roten Blutkörperchen oder einem verstärkten Abbau von roten Blutkörperchen sein. Blutarmut kommt bei Pferden nicht oft vor, ist aber sehr nachteilig für die Kondition des Pferdes. Hierzu kannst du  am besten deinen Tierarzt zu Rate ziehen.

Tipp: Wenn Blutarmut festgestellt wird, ist es wichtig, dass dein Pferd keinen weiteren körperlichen Belastungen ausgesetzt ist, um wieder fit und gesund werden zu können. Stress oder extreme Kälte sollten also vermieden werden. Nur ein Tierarzt kann Blutarmut behandeln, aber auch hier spielt eine ausgewogene und abgestimmte Fütterung eine wesentliche Rolle.

Zu hoher Gehalt an roten Blutkörperchen

Dies tritt bei bestimmten Erkrankungen von Herz, Lunge oder Nieren auf und kann außerdem ein Hinweis auf Austrocknung sein. Auch bei Koliken kann es zu deutlichen Verschiebungen des Wasserhaushaltes kommen.

Tipp: Überprüfe regelmäßig die Wasserstätten deines Pferdes und sorge immer für eine ausreichende Wasserzufuhr. Ziehe bei anhaltenden Problemen immer den Tierarzt zu Rate.

Übersäuerung des Blutes

Bei einer andauernden Überbelastung des Pferdes kommt es zu einer erhöhten Produktion des Stoffwechselproduktes „Laktat“ (Milchsäure). Dieses wird normalerweise vom Körper schnell abgebaut. Sollte der Anteil jedoch zu hoch sein und ein schneller Abbau hierdurch nicht möglich sein, kann dies zu einer Erkrankung der Muskulatur (Übersäuerung der Muskeln) führen.

Tipp: Decke dein Pferd bei einem Verdacht der Übersäuerung gut ein und biete ihm ausreichend Wasser an. Dein Pferd sollte keiner weiteren Bewegung mehr ausgesetzt werden. Rufe unbedingt deinen Tierarzt an.

Zu hoher oder zu niedriger Proteingehalt im Blutplasma

Eine Erhöhung ist häufig die Folge von einer Austrocknung oder einer Infektionskrankheit. Eine Erniedrigung bieten Hinweise auf eine Fehl-, Unter- oder Mangelernährung sowie auf Erkrankungen von Leber und Darm.

Tipp: Überprüfe den allgemeinen Ernährungszustands deines Pferdes. Sorge für ausreichend Raufutter, Wasser, sowie eine ausgewogene Vitamin - und Mineralstoffzufuhr. Ziehe ggfs. deinen Tierarzt zu Rate.

Hohe Zuckerwerte im Blut

Wenn dein Pferd über die tägliche Fütterung Zucker und Stärke aufnimmt, wird das Hormon Insulin aktiv. Dieses Hormon sorgt dafür, dass der Blutzuckerwert auf einem konstanten Level gehalten wird. Darüber hinaus unterstützt Insulin auch wichtige Prozesse im Körper. Schwankende Zuckerwerte im Blut sind also normal. Ist dieser Wert aber auf unnatürliche Weise auch für einen längeren Zeitraum erhöht, kann das ein klares Anzeichen für eine Diabetes beim Pferd sein. Falls dir typische Symptome bei deinem Pferd auffallen, halte hier Rücksprache mit deinem Tierarzt, denn bei einer Diabetes sollte die Behandlung schnell eingeleitet werden. Diese ist ganz individuell an den Krankheitsstatus deines Pferdes angepasst.

Tipp: Reduziere deutlich den Zucker- und Stärkeanteil im Pferdefutter. Biete deinem Pferd genügend Raufutter an, aber lass den Nährstoffgehalt deines Raufutters vorab einmal mittels dem Raufutter-Schnelltest testen. Auch beim Kraftfutter hast du die Möglichkeit, auf zuckerreduzierte Sorten zurückzugreifen, sollte dein Pferd zusätzlich Energie benötigen, wie z.B. auf das vollwertige Kräutermüsli Pavo Care4Life oder dem Pavo Nature’s Best Müsli.

Hohe Fettwerte im Blut

Hast du ein übergewichtiges Pferd? Oder bist dir nicht sicher, ob dein Pferd noch Normalgewicht hat? Dann führe doch einmal das Body-Condition-Scoring durch, um seinen Gewichtszustand objektiv beurteilen zu können. Lass auch einmal die Blutwerte checken, denn zu hohe Fettwerte im Blut können die Gesundheit deines Pferdes langfristig beeinträchtigen.

Tipp: Unterstütze dein Pferd bei einer gesunden und verantwortungsvollen Gewichtsreduktion. In unserem Pavo InShape Programm findest du viele wertvolle Tipps zu den 3 wichtigen Säulen des Abnehmprozesses: Haltung, Bewegung und Fütterung. Benötigt dein Pferd neben Raufutter zusätzlich ein Kraftfutter für den Konditions- und Muskelerhalt? Dann entscheide dich am besten für ein mineralisiertes energie- und zuckerarmes Futter mit essentiellen Aminosäuren.

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