Equine Myopathien fassen verschiedene Formen von genetisch bedingten Erkrankungen der Muskulatur zusammen. Bei diesen Erkrankungen wird die Muskulatur nachhaltig geschädigt und degeneriert. Dazu gehören vor allem PSSM und MIM, die inzwischen zu den häufigsten Diagnosen von Muskelerkrankungen bei Pferden zählen.
Pferde mit einer "Polysaccharid Speicher Myopathie“, kurz PSSM, haben Probleme in der Speicherung langkettiger Zucker in der Muskulatur. Hier wurde bislang in Typ 1 und Typ 2 unterschieden.
Durch intensive Forschung weiß man jedoch heute, dass es sich bei „PSSM Typ 2“ um keine typische Speichermyopathie, sondern um eine Belastungsmyopathie handelt. Deshalb wurde der Begriff „PSSM Typ 2“ durch die korrektere Bezeichnung „Muskel-Integritäts-Myopathie“, kurz MIM, ersetzt.
MIM fasst dabei alle betroffenen Pferde zusammen, die genetisch bedingte Störungen innerhalb der Strukturen der Muskulatur haben. Hier unterscheidet man die myofibrillären Myopathien (MFM) mit den 5 Varianten P2, P3, P4, P8 und K1 sowie die Variante Px bzw. RER (Recurrent Exertional Rhabdomylosis) als eine wiederkehrende Belastungsmyopathie.
Es ist nicht auszuschließen, dass weitere Varianten von MIM durch die aktuelle Forschung entdeckt werden.
Sowohl bei PSSM Typ 1 als auch bei MIM sind oft robuste, gut bemuskelte Pferde betroffen. Bestimmte Rassen wie z.B. Quarter Horses oder Kaltblüter scheinen eine höhere Wahrscheinlichkeit zu haben, an PSSM Typ 1 zu erkranken.
Bei MIM ist die Anzahl der erkrankten Warm- und Vollblüter deutlich höher. Festzustellen ist jedoch, dass Equine Myopathien bei allen Pferderassen auftreten.
Obwohl weder PSSM noch die Varianten von MIM heilbar sind, können eine angepasste Fütterung, gezieltes Training und eine geeignete Haltung dazu beitragen, die Symptome deutlich zu lindern.
Verschiedene Arten von Equinen Myopathien bei Pferden
Wie oben schon erwähnt gibt es zwei große Komplexe der Equinen Myopathien. Diese sind PSSM Typ 1 und MIM mit seinen bisher bekannten Varianten.
PSSM Typ 1 ist eine angeborene, genetisch bedingte Veränderung (Mutation) im Gen GYS1 (Glykogen-Synthase-Gen), das für die Speicherung langkettiger Zuckermoleküle (Polysaccharide) in der Muskelzelle zuständig ist. Die übermäßige Einlagerung der Polysaccharide führt zu einer Funktionsstörung in den Muskelzellen, wodurch dein Pferd ähnliche Symptome zeigt, wie bei einem Kreuzverschlag.
MIM fasst alle Pferde mit einer genetisch bedingten Belastungsmyopathie zusammen. Bei den myofibrillären Myopathien (MFM) sorgen je nach Variante unterschiedliche, mutierte Gene dafür, dass spezifische Proteine eine Veränderung der Struktur aufweisen. Dadurch wird eine Funktionsstörung hervorgerufen.
Im Verlauf der Erkrankung verliert die betroffene Muskulatur nach und nach ihre Struktur, wodurch sie instabil wird und degeneriert. Bei RER, bzw. der Variante Px, wird die Regulation der Reizübertragung von Nervenzellsignalen in Muskelkontraktionen gestört. Pferde mit der Mutation Px sind also sehr leicht erregbar, nervös und leiden unter einem ständig hohen Muskeltonus.
Welche Ursachen haben PSSM und MIM beim Pferd?
Ursachen von PSSM
Bei Pferden mit der Diagnose PSSM Typ 1 liegt eine Punktmutation auf dem Gen GYS1 (Glykogen-Synthase-Gen) vor. Das Gen ist für das Glykogen-Syntase-Enzym zuständig, welches Glukose aus der Nahrung zu Glykogen umbaut, so dass es im Muskel gespeichert werden kann. Dadurch hat die Muskulatur die Möglichkeit, bei Bedarf kurzfristig Energie freizusetzen.
Im Falle einer PSSM Typ 1 Erkrankung reagieren betroffene Pferde sehr sensitiv auf das Hormon Insulin, wodurch deutlich mehr Glukose aus dem Blut gefiltert wird. Zeitgleich sorgt aber auch die Überaktivität des Glykogen-Syntase-Enzyms dafür, dass sehr viel Glucose in den Speicherstoff Glykogen umgewandelt und in den Muskelzellen gespeichert wird.
Zudem sorgt der Gendefekt dafür, dass das Glykogen extrem langkettig und enzymstabil gebaut wird. Der Muskel kann es in dieser gespeicherten Form nicht mehr oder nur unvollständig zur Energiegewinnung nutzen, da ihm entsprechende Enzyme zur Spaltung fehlen, bzw. die Enzyme nicht wirken.
In den Muskelzellen, vor allem aber in den schnellen Muskelfasern (Typ II), entstehen so Energiedefizite, die den Muskel funktionell schädigen. Zudem sorgt die große Menge an eingelagertem Glykogen dafür, dass die Reizübertragung zwischen den Muskelfasern gehemmt oder sogar unterbrochen wird. Für dein Pferd entsteht dabei ein unangenehmer Muskelschmerz.
Da PSSM eine Erbkrankheit ist, ist die Wahrscheinlichkeit, an der Krankheit zu erkranken, im Genom festgelegt. Die Genmutation für PSSM Typ 1 wird autosomal dominant vererbt. Für dein Pferd ergeben sich hieraus im Erbgut auf dem Gen GYS1 drei unterschiedliche Möglichkeiten:
- N/N: Dein Pferd trägt keine Mutation auf GYS1 und wird daher nicht an PSSM Typ 1 erkranken. Es kann demnach die Mutation auch nicht an seine Nachkommen weitergeben.
- N/PSSM1: Dein Pferd trägt eine Kopie des mutierten Gens in sich und hat daher ein hohes Risiko an PSSM Typ 1 zu erkranken. Hier hat ein Vorfahre die Mutation an dein Pferd weitergegeben. Ein Pferd mit diesem Genotyp wird die Mutation mit einer 50%igen Wahrscheinlichkeit an seine Nachkommen weitergeben.
- PSSM1/PSSM1: Im Erbgut deines Pferdes liegt auf beiden Chromosomensträngen eine Mutation für PSSM Typ 1 (2 Kopien), wodurch dein Pferd ein extrem hohes Risiko hat, zu erkranken. Dein Pferd hat die Mutation von beiden Eltern bekommen und wird eine Kopie der Mutation zu 100% an seine Nachkommen weitergeben.
Eine Mutation bedeutet nicht zwingend, dass dein Pferd an PSSM Typ 1 erkranken wird. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch, je nach Genotyp, deutlich erhöht. Meist gibt es zudem einen Auslöser, bzw. die Krankheit schleicht sich langsam ein.
Bei PSSM Typ 1 führen meist die leicht verdaulichen Kohlenhydrate (z.B. Zucker wie Fruktane und Getreide) zum Ausbruch der Krankheit, wenn diese über Jahre hinweg deutlich über dem Bedarf gefüttert werden.
Ursachen von MIM
Bei MIM sind viele Faktoren noch nicht abschließend geklärt und daher Gegenstand aktueller Forschungsprojekte. Einige Zusammenhänge und Abläufe sind jedoch bereits bekannt. So ist nicht nur ein einzelnes Gen von einer Mutation betroffen. Aus diesem Grund wurden auch die unterschiedlichen Varianten eingeführt.
Bei jeder Variante ist ein anderes Gen betroffen, das für die Struktur eines einzelnen Proteins zuständig ist. Durch die Genmutation kommt es zu einer Veränderung in der Struktur des jeweiligen Proteins. Da die Proteine alle in unterschiedlichen Bereichen der Skelettmuskulatur benötigt werden, verursacht die Veränderung des Proteins eine Schädigung der Muskulatur.
Bei den Varianten P2, P3 und P4 handelt es sich um Strukturproteine, die im Verlaufe der Erkrankung nach und nach ihre stabilisierende Struktur verlieren. Hierdurch werden die Muskelzellen in der kleinsten Einheit der Muskulatur, dem Sarkomer, labil[PS1] .
Die Variante P8 sorgt ebenfalls für eine Instabilität des Muskels, allerdings in den Muskelfasern. Hier soll das entsprechende Protein eigentlich für den Schutz der Zellmembran, vor allem bei oxidativem Stress, eingesetzt werden. Durch die Fehlfunktion kann das Protein diesen Schutz jedoch nicht aufrechterhalten, wodurch der Muskel durch die fehlende antioxidative Abwehr geschädigt wird. Pferde mit dieser Variante haben deshalb einen erhöhten Bedarf an Antioxidantien.
Bei der Variante K1 wird das Protein Kollagen, das Muskelfasern in einem Muskelstrang zusammenhält und verbindet, durch eine Mutation so verändert, dass die Muskelfasern nicht mehr effektiv zu einem Muskel zusammengefasst werden. Dies führt ebenfalls zu einer Instabilität und Schwäche des Muskels.
Das Protein der Variante Px ist als ein Bestandteil für die Regulation des Calcium-Kanals im Sarkomer zuständig. Hier wird die Übertragung der Signale aus den Nerven in eine Muskelkontraktion gesteuert. Die Fehlfunktion des Proteins sorgt dafür, dass diese Kopplung gestört wird und die Impulse zur An- und Entspannung des Muskels nicht mehr richtig weitergegeben werden.
Neben diesen Varianten werden inzwischen auch weitere diskutiert, wie P5 und P6. Es ist nicht auszuschließen, dass noch mehr Varianten entdeckt werden.
Die Vererbung der einzelnen Varianten von MIM scheint autosomal semidominant zu verlaufen, wobei eine Kombination von mehreren Varianten durchaus möglich ist. Durch diese Kombination können die einzelnen Varianten unterschiedlich stark ausgeprägt sein und sich gegenseitig auch verstärken. Dies wird vor allem bei Px diskutiert. Es scheint auch eine Interaktion zwischen den verschiedenen Varianten zu geben. Dies erklärt auch, warum sich die Symptome mit der Anzahl der beteiligten Varianten zu steigern scheinen.
[PS1]Vielleicht kann man hier ein ähnliches Bild wie dieses einfügen, dass man den Aufbau der Muskeln einmal bildlich darstellen kann (das ist von St. Hippolyth)
[Schaubild PSSM]
Welche Symptome zeigen Pferde mit Equinen Mypopathien?
Die ersten Symptome bei equiden Mypopathien treten meist zwischen dem 7. und 10. Lebensjahr auf. Hier beginnt in der Regel die stärkere Belastung der Pferde, wodurch die Muskulatur mehr beansprucht wird. Außerdem werden ab diesem Alter die Symptome auch besser erkannt und nicht mehr Ausbildungsdefiziten zugeschrieben.
Neben einer übermäßigen Fütterung mit leicht verdaulichen Kohlenhydraten scheint auch dauerhafter Stress ein Auslöser für die Erkrankungen zu sein.
Die Symptome bei der Polysaccharid-Speicher-Myopathie (PSSM) und der Muskel-Integritäts-Myopathie (MIM) überschneiden sich beim Pferd in einigen Bereichen, da beide Erkrankungen Muskelschwäche und Muskelschäden verursachen.
Vor allem Muskelsteifheit, Triebigkeit, Probleme im Muskelaufbau bzw. im Muskelerhalt und Muskelzittern können bei beiden Erkrankungen vorkommen. Allerdings gibt es auch charakteristische Unterschiede zwischen diesen beiden Erkrankungen, die zu unterschiedlichen Managementstrategien führen.
MIM zeichnet sich vor allem durch eine Gangbildveränderung und wechselnde Lahmheiten aus, die nicht genau zugeordnet werden können. Die Pferde wirken generell unwillig, unrittig sowie triebig und zeigen meist einen Leistungsabfall. MIM verläuft klassischerweise nicht in akuten Schüben. Bei einer Blutuntersuchung sind die Muskelenzyme meist nicht erhöht.
Pferde mit PSSM Typ1 haben generell Probleme beim Muskelaufbau bzw. beim Muskelerhalt. Sie zeigen im Akutfall zumeist Kreuzverschlag ähnliche Symptome wie Muskelsteifheit, reduzierte Leistungsfähigkeit, Schwitzen, Triebigkeit und Unwilligkeit zu Arbeiten. Die Muskelentzündungswerte sind in der Regel dann auch deutlich erhöht. Die akuten Schübe, die typischerweise nach Stehtagen oder Tagen mit wenig Bewegung auftreten, können je nach aktuellem Krankheitsstand unterschiedlich stark ausfallen.
Leichte Schübe treten meist nach der Arbeit auf. Das Pferd krümmt den Rücken, zeigt große Bewegungsunlust und versteift die Hinterhand. Auch leichte Koliksymptome sind möglich.
Mittelschwere Schübe treten oft bereits schon während der Arbeit auf. Dein Pferd wirkt steif, bleibt stehen und beginnt stark zu schwitzen. Zudem verhärten sich Hinterhand und Kruppe spürbar.
Schwere PSSM Schübe treten ebenfalls während der Arbeit auf. Dein Pferd zeigt deutliche Anzeichen einer Kolik und beginnt sehr stark zu schwitzen. Es hat extreme Muskelschmerzen, welche es ihm fast nicht mehr ermöglichen, sich fortzubewegen. Die Hinterhand ist kraftlos, dein Pferd zittert stark und die Muskulatur verhärtet sich. Außerdem wird dunkelroter bis kaffeebrauner Urin ausgeschieden. Dieser ist auf die Freisetzung des Muskelfarbstoffs Myoglobin beim Absterben der Muskelzellen zurückzuführen. Dunkler Urin ist ein absoluter Notfall. Dein Tierarzt muss umgehend verständigt werden.
Sofortmaßnahmen bei PSSM
Leidet dein Pferd unter einem akutem PSSM Schub, ist es sehr wichtig, dass du sofort deinen Tierarzt verständigst. Bis dieser eintrifft solltest du dein Pferd eindecken und ihm ausreichend Wasser zur Verfügung stellen, um eine mögliche Dehydration bei starkem Schwitzen zu vermeiden.
Durch eine Laboruntersuchung von Blut und Harn kann dein Tierarzt dann das Ausmaß der Muskelschädigung einschätzen. Jeder PSSM Anfall schwächt dein Pferd. Daher ist es sehr wichtig, diese unbedingt zu vermeiden.
Nach leichten Anfällen können sich viele Pferde wieder regenerieren. Schwere Anfälle können jedoch lebensbedrohlich und irreversibel werden.
Wie werden PSSM und MIM bei Pferden diagnostiziert?
Entdeckst du bei deinem Pferd eines der oben genannten Symptome, solltest du deinen Tierarzt kontaktieren und ihm die Probleme schildern. Er wird dann geeignete Methoden wählen, um eine Diagnose stellen und die Behandlung deines Pferdes einleiten zu können.
Für PSSM Typ 1 gibt es inzwischen einen validierten Gentest. Hierfür sind eine Blutprobe oder Haarwurzeln nötig. Der Test, welcher von deinem Tierarzt durchgeführt wird, zeigt ebenfalls an, ob dein Pferd ein Einzel- bzw. Doppelträger ist oder ob kein Gendefekt vorliegt.
Für die Varianten von MIM werden auch kommerzielle Gentests angeboten. Diese sind jedoch nicht validiert und können deshalb keine verlässliche Aussage darüber geben, ob dein Pferd tatsächlich eine der Varianten von MIM hat. Für eine Diagnose ist hier in der Regel eine Muskelbiopsie, also eine Gewebeprobe der Muskulatur notwendig.
Equine Myopathien bei deinem Pferd behandeln
Sowohl PSSM als auch MIM werden durch erblich bedingte Genmutationen ausgelöst und sind somit nicht heilbar. Jedoch sind vor allem PSSM, aber auch MIM und die dazugehörigen Symptome durch eine angepasste Fütterung und Haltung beeinflussbar und erlauben den betroffenen Pferden ein art- und tierschutzgerechtes Leben.
Fütterung bei PSSM und MIM
Die Fütterung von Pferden mit equinen Mypoathien ist maßgeblich durch eine Reduktion von Stärke und Zucker sowie einer Erhöhung der Proteine in der Ration geprägt. Gerade die essentiellen Aminosäuren können deinem Pferd helfen, den Muskel zu reparieren.
Auch hochwertige Omega-3-Fettsäuren, wie z.B. aus Ahiflower Oil oder Leinöl haben entzündungshemmende Wirkungen und können dein Pferd positiv unterstützen.
Zudem ist eine bedarfsdeckende Versorgung mit Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen wichtig. Im akuten Schub kannst du auch die Supplementierung von reinem Vitamin E mit deinem Tierarzt besprechen.
Raufutter
Die Basis jeder gesunden Pferdefütterung ist Raufutter, weshalb du ein besonderes Augenmerk auf das Heu deines Pferdes legen solltest.
Da die Nährwerte im Heu je nach Gräserzusammensetzung und Schnittzeitpunkt auch deutlich schwanken können, ist es wichtig, nicht nur die Nährwerte des Kraftfutters zu kennen, sondern auch das Raufutter einmal genau unter die Lupe zu nehmen. Ein Raufutter Schnelltest hilft dir dabei, einen genauen Einblick über die Nährwerte deines Raufutters zu bekommen.
Besonders der Zuckergehalt von Raufutter kann stark variieren. Mit einem Zuckergehalt von 15 bis 20% liegen einige Raufuttersorten sogar weit über vielen Kraftfuttersorten. Um also eine zucker- und stärkearme Fütterung gewährleisten zu können, sollte das Heu für dein PSSM Typ 1 Pferd einen maximalen Zuckergehalt von 10% nicht überschreiten. Natürlich gilt hier: Je niedriger der Zuckergehalt, desto besser.
Dein Heu hat einen Zuckergehalt von über 10%, aber ein Wechsel der Raufuttersorte ist aktuell nicht möglich? Kombiniere es in diesem Fall mit einem zuckerreduzierten Raufaser Produkt, wie z.B. Pavo SpeediBeet, FibreBeet oder FibreNuggets, um die Zuckerzufuhr durch dein Raufutter zu reduzieren.
Neben dem Zuckergehalt kann mit einem hochwertigen Heu auch der Eiweißgehalt in der Ration beeinflusst werden. Das Heu für Pferde mit equinen Myopathien sollte spätestens im Mai geschnitten werden, da dann der Eiweißgehalt im Gras hoch ist.
Es ist auch erwähnenswert, dass es bisher keine Beweise dafür gibt, dass eine Fütterung von Luzerne einen negativen Einfluss auf die Erkrankungen PSSM Typ 1 oder MIM hat.
Tipp: Du kannst das Heu für dein PSSM Typ 1 Pferd wässern, um leicht verdauliche Kohlenhydrate auszuschwemmen. Jedoch gehen dann auch andere Nährwerte verloren. Als schnelle Hilfe ist dies aber eine einfache Möglichkeit, um den Zuckergehalt des Heus etwas zu reduzieren.
Kraftfutter
Um auch beim Kraftfutter eine zucker- und stärkearme Fütterung einzuhalten, verzichte am besten auf Getreide und Melasse.
Für dein Freizeitpferd reicht oft schon eine Fütterung mit ausreichend hochwertigem Raufutter in Kombination mit einem Mineralfutter aus, um es optimal mit allen Nährstoffen zu versorgen und seinen Erhaltungsbedarf zu decken.
Hat dein Pferd einen leicht erhöhten Energiebedarf, ist eine Zufütterung von einem getreide- und melassefreien Kraftfutter, eventuell in Kombination mit einer kleinen Menge (40-50 ml) Öl, sehr gut geeignet.
Bei moderatem bis stark erhöhtem Energiebedarf sollte dein Pferd zusätzlich zu einem getreide- und melassenfreien Kraftfutter 100 ml bis 150 ml Öl als Energieträger bekommen. Hierzu eignen sich besonders Pflanzenöle, wie z.B. kaltgepresstes Leinöl. Entscheidest du dich dazu, deinem Pferd Öl zuzufüttern, gewöhne es zunächst langsam daran, um seinen empfindlichen Verdauungstrakt nicht zu belasten. Beachte dabei auch, dass die Verdauungskapazität an Ölen bei Pferden begrenzt ist. Eine Menge von 1 bis 1,5 ml Öl pro kg Körpergewicht sollte nicht überschritten werden.
Auch eine ausreichende Versorgung mit essentiellen Aminosäuren ist sehr wichtig für dein PSSM Pferd mit erhöhtem Energiebedarf. Eine Zufütterung von Sojaschrot, Leinsamen oder Bierhefe, aber auch mit ProteinPlus kann hier hilfreich sein, um die Muskulatur mit hochwertigen Eiweißen zu versorgen.
Achte außerdem darauf, die Futterration so konstant wie möglich zu halten. Häufige Wechsel von Futtermitteln belasten den empfindlichen Magen-Darm-Trakt deines Pferdes. Um den Stoffwechsel so wenig wie möglich zu irritieren, füttere deinem Pferd im Idealfall täglich dasselbe Futter zu ähnlichen Tageszeiten. Musst du das Kraftfutter umstellen, gewöhne dein Pferd langsam an die neue Futtersorte und mische es zunächst dem gewohnten Futter bei. Dieses kann dann nach und nach reduziert werden, bis dein Pferd vollständig an die neue Futtersorte gewöhnt ist.
Vitamine und Mineralstoffe
Eine optimale Versorgung mit Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen ist ebenfalls entscheidend. Besonders der vollständige Bedarf an Selen sollte bei deinem PSSM Pferd gedeckt sein.
Hat dein Tierarzt PSSM oder MIM bei deinem Pferd diagnostiziert, ist es üblich, dass er sich bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen gleichzeitig den Selenwert anschaut und darauf achtet, dass dieser dem Normwert entspricht.
Eine ausreichende Versorgung an Vitamin E ist wichtig, um die Muskulatur deines Pferdes optimal zu unterstützen. Im Akutfall kann, in Absprache mit dem Tierarzt, 5-10 mg Vitamin E je kg Körpermasse ergänzt werden.
Erhält dein Pferd weniger als 1,5 kg Kraftfutter pro Tag, empfiehlt sich grundsätzlich die Fütterung eines vollwertigen Mineralfutters, um es optimal mit allen Vitaminen und Mineralstoffen zu versorgen.
Wichtig zu erwähnen ist auch, dass es bisher keinen Nachweis für einen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Calcium, z.B. durch Luzerne, und der Verstärkung der Problematik bei der Variante Px gibt.
Bewegung
Wie jedes andere Pferd, benötigt auch ein PSSM Typ 1 Pferd viel freie Bewegung an der frischen Luft. Hier stehen vor allem ausreichend Paddock- und eventuell auch kurze Weidezeiten im Vordergrund. Achte jedoch darauf, dass dein PSSM Pferd nicht zu viel reichhaltiges Gras frisst. Begrenze hierfür unbedingt die Weidezeit oder lasse es mit einem Maulkorb grasen.
Für Pferde mit PSSM Typ 1 ist es außerdem extrem wichtig, keinen klassischen Stehtag zu haben. Moderate Bewegung ohne Peakleistungen sind hier ideal. Passe die Arbeit immer dem aktuellen Trainings- und Gesundheitsstatus an und achte darauf, es nicht zu überfordern. Im Akutfall sollte dein Pferd jedoch keine Trainingsbelastung haben. In Abhängigkeit der Muskelenzymwerte kann kurzes Führen oder freie Bewegung möglich sein.
Auch Pferde mit MIM profitieren von viel freier Bewegung an der frischen Luft. Im Gegensatz zu PSSM Typ 1 ist ein längerer Weidegang für MIM Pferde durchaus möglich. Bei der kontrollierten Bewegung sollte ein reit- bzw. fahrfreier Tag alle 3-4 Tage eingehalten werden. Dies zeigt in der Praxis gute Erfolge bei der Behandlung von MIM.
Medikamente
Bei equinen Myopathien ist eine dauerhafte Zugabe von Medikamenten nicht zwingend nötigt. Allein während akuten Schüben können entzündungshemmende und schmerzlindernde Mittel nützlich sein, um deinem Pferd seinen Alltag angenehmer zu gestalten. Stimme dich vor der Verabreichung von Medikamenten immer mit deinem Tierarzt ab.
Da es sich bei PSSM Typ 1 und MIM um Erbkrankheiten handelt, ist es auch kaum denkbar, dass es irgendwann Medikamente gibt, die die Erkrankung aufhalten bzw. heilen können.
Wie du siehst, kann dein PSSM Typ 1 Pferd mithilfe einer angepassten Fütterung und Haltung ein nahezu normales Pferdeleben führen. Hier weiß man inzwischen sehr viel über die Erkrankung und hat ausreichend Erfahrungswerte, um mit einfachen Managementmaßnahmen viel Lebensqualität erreichen zu können. Jedoch solltest du diese Krankheit nicht unterschätzen und dich regelmäßig mit deinem Tierarzt über den aktuellen Zustand und eventuelle Behandlungsmöglichkeiten für dein Pferd abstimmen.
Bei MIM ist es noch etwas schwieriger, genaue Ratschläge zu geben. Das liegt zum einen daran, dass hier noch viel Forschung nötig ist, zum anderen aber auch an den zahlreichen Variationen und beteiligten Genen. Zudem gibt es noch wenige Erfahrungswerte aus der Praxis.
Bist du unsicher, welche Fütterung die richtige für dein Pferd mit einer equinen Myopathie ist? Unsere Pavo Fütterungsexperten beantworten gerne alle deine persönlichen Fütterungsfragen.