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Dr. Patricia Sitzenstock
6 november 2024 Lesezeit 4 Minuten

Rassebezogene Pferdefütterung

Jedes Pferd hat seinen ganz individuellen Bedarf an bestimmten Nährstoffen. Dieser Nährstoffbedarf ist unter anderem abhängig von Alter, Gewicht und Trainingsprogramm deines Pferdes. Aber auch genetische Veranlagungen, wie die Rasse, spielen eine entscheidende Rolle. Aufgrund der Vegetation im Herkunftsland einiger Pferde, benötigen manche Rassen eine extra Portion an bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen für ihre Gesunderhaltung. Eine rassenspezifische Pferdefütterung kann dir helfen, dein Pferd artgerecht zu ernähren und optimal mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen zu versorgen.

Die Bedürfnisse der unterschiedlichen Pferderassen

Die größten Unterschiede in der Pferdefütterung treten zwischen Vollblütern, Warmblütern, Kaltblütern, Ponys und besonderen Pferderassen auf, wie z.B. Islandpferden oder spanischen Rassen.

Vollblüter

Als Vollblüter werden Pferde bezeichnet, die von arabischen Rassen abstammen. Sie gelten als sehr sensibel, temperamentvoll und sind besonders schnell, weshalb sie oft auch als Rennpferde eingesetzt werden. Die gängigsten Vollblutrassen sind das englische Vollblut, der Vollblutaraber und der Anglo-Araber. 

Vollblüter sind meist eher schlank und nehmen generell schwerer an Gewicht zu als Kaltblüter oder Warmblüter. Daher ist es sehr empfehlenswert, diesen Rassen permanenten Zugang zu Raufutter mit einem hohen Energiewert zu ermöglichen. Ist der Energiebedarf deines Vollblüters erhöht, ist außerdem die Fütterung eines Kraftfutters erforderlich. Benötigt dein Vollblut keine zusätzliche Energie, ist es dennoch wichtig, es mit den lebenswichtigen Mineralstoffen und Vitaminen zu versorgen, die im Raufutter nicht ausreichend vorhanden sind. Ergänze die Futterration in diesem Fall mit einem Mineralfutter mit hoher biologischer Verfügbarkeit. 

Kaltblüter

Ein Kaltblutpferd zeichnet sich durch seinen schweren Körperbau und seine ruhige, gelassene Art aus. In der Vergangenheit wurden sie daher oft auch als Zugpferde eingesetzt. Bekannte Rassen sind das Shire Horse, der Schwarzwälder, der Ardenner oder auch das niederländische Kaltblut.

In der Fütterung gelten Kaltblüter als leichtfuttrig. Das bedeutet, dass sie einer geringen Futtermenge bereits ausreichend Energie entnehmen können. Leichtfuttrige Pferderassen neigen oftmals auch zu Übergewicht. Die Fütterungsgrundlage für dein Kaltblut sollte, wie auch für Vollblutpferde, zu 90-100% aus Raufutter bestehen. Bevorzuge für dein Kaltblut jedoch eine Raufuttersorte mit niedrigem Energiewert. So kannst du sicherstellen, dass dein leichtfuttriges Kaltblut durch sein Raufutter in keinen Energieüberschuss gerät. Interessant zu wissen: Einige Raufuttersorten verfügen mit einem Zuckergehalt von 10% sogar über einen höheren Zuckeranteil als viele Kraftfuttersorten. Um herauszufinden, wie hoch der genaue Energiewert deines Raufutters ist, kannst du ganz einfach einen Pavo Raufutterschnelltest durchführen lassen. Ist der Energiebedarf deines Kaltblutpferdes erhöht, eignen sich Kraftfuttersorten mit wenig Zucker und Stärke. Benötigt dein Pferd keine zusätzliche Energie, genügt ein Mineralfutter als Ergänzung zum Raufutter, um es optimal mit allen Nährstoffen zu versorgen.

Warmblüter

Warmblüter sind Mischwesen aus Voll- und Kaltblütern. Sie stammen ursprünglich vom Kaltblut ab, sind aber deutlich leichter und wendiger. Warmblüter sind leistungsbereite Pferde, die in jedem Bereich des Pferdesports eingesetzt werden können. Gängige Warmblutrassen sind Oldenburger, Hannoveraner, Rheinländer, Holsteiner oder Trakehner.

Auch in der Fütterung von Warmblutpferden bildet Raufutter mit einem Anteil von 90-100% die Grundlage. Je nach Energiebedarf kann die Raufutterration mit einem geeigneten Kraftfutter ergänzt werden. Sportpferde benötigen eher ein energiereiches Futter, um ausreichend Kraft für ihre sportlichen Leistungen zu schöpfen.  Freizeitpferden genügt meist ausreichend Raufutter in Kombination mit einem guten Mineralfutter, um ihren Nährstoffbedarf zu decken. Grundsätzlich gilt: Fütterst du kein oder wenig Kraftfutter, ergänze die Raufutterration mit einem Mineralfutter, damit dein Pferd alle lebensnotwendigen Vitamine und Mineralien erhält.

Ponys und Kleinpferde

Ponys und Kleinpferde unterscheiden sich natürlich hauptsächlich durch ihre Größe von Voll-, Kalt- und Warmblütern. Gängige Rassen sind Shetlandponys, Connemaras, Tinker oder auch Welsh Ponys.

Die Fütterung von Ponys und Kleinpferden gestaltet sich oftmals als schwierig, da sie über einen hohen Nährstoff-, aber gleichzeitig niedrigen Energiebedarf verfügen. Das bedeutet, sie werden von großen Futtermengen schnell zu dick, benötigen jedoch ausreichend Vitamine und Mineralstoffe für ihre Gesunderhaltung. Die Lösung, um dein Pony mit allen essentiellen Nährstoffen zu versorgen, ohne dass es Speck ansetzt: Ein hochkonzentriertes Mineralfutter. Neben einem guten Mineralfutter benötigen Ponys außerdem ausreichend Raufutter in ihrer Futterration. Wie auch für Kaltblüter ist es für die leichtfuttrigen Ponys und Kleinpferde vorteilhaft, wenn ihr Raufutter nur wenig Energie enthält. Andernfalls könnte es schnell zu einem Energieüberschuss kommen, welcher dann zu Übergewicht führt. Übergewicht ist generell für jedes Pferd zu vermeiden, da die extra Kilos das Risiko auf Krankheiten wie Diabetes, Cushing und Hufrehe erhöhen. Benötigt dein Pony doch etwas mehr Energie, eignen sich zucker- und stärkearme Kraftfuttersorten, die speziell auf seinen Bedarf abgestimmt sind.

 

Besondere Pferderassen mit ganz bestimmtem Nährstoffbedarf

Einige Pferderassen haben einen besonderen Bedarf an extra Vitaminen und Mineralstoffen. Zu diesen Pferderassen zählen das Islandpferd und die spanischen Rassen.

Islandpferde

Islandpferde stammen ursprünglich vom Inselstaat Island. Sie gelten als sehr robuste und widerstandsfähige Pferderasse. Besonders ihre dicke Mähne und ihr dickes Fell, welche dem kalten isländischen Klima zu verdanken sind, gelten als bekanntes Erkennungsmerkmal.

Islandpferde können generell eher als leichtfuttrig bezeichnet werden. Allerdings verfügen sie über einen erhöhten Bedarf an bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen. Das lange Fell und die lange Mähne benötigen eine extra Portion an Nährstoffen, wie z.B. Biotin, damit die Haarpracht auch glänzen kann. Angesichts des rauen Wetters auf Island benötigen die kleinen Pferde zudem gute Abwehrkräfte. Daher ist besonders der Bedarf an immunstärkenden Nährstoffen wie Zink, Kupfer und Selen erhöht. Auch das Futterangebot der Insel Island hat einen Einfluss auf den Futterbedarf der Islandpferde. Isländische Weiden gelten als sehr karg, weshalb Islandpferde in der Vergangenheit gelernt haben, geringen Futtermengen möglichst viel Energie zu entnehmen. In Island fressen die Ponys zudem gerne Moos, Flechten und Kräuter, welche wenig Energie, jedoch viele Vitamine und Mineralstoffe enthalten.

Um den Bedarf deines Islandpferdes auch hierzulande optimal zu decken, empfiehlt sich eine Fütterung aus ausreichend energie-, und eiweißarmen Heu, ergänzt mit einem guten Mineralfutter. Besonders die Fütterung von großen Mengen energiereichem Getreide, wie z.B. Hafer, sollte für Islandpferde eher vermieden werden. Da Islandpferde in der Lage sind, bereits geringen Futtermengen viele Nährstoffe zu entnehmen, könnte viel energie- und stärkereiches Getreide den empfindlichen Verdauungstrakt belasten. Dies kann dann zu Krankheiten, wie Hufrehe führen. Auch unsere reichhaltigen Weiden enthalten oftmals zu viel Energie für die robusten Isländer. Achte daher darauf, dein Islandpferd nicht mehrere Stunden auf einer reichhaltigen Weide grasen zu lassen und beachte auch stets den aktuellen Fruktangehalt des Weidegrases.

Spanische Rassen

Zu den spanischen Rassen zählen beispielsweise das PRE, der Andalusier oder Lusitanos. Ihr ausgeprägter Hals ist vermutlich das bekannteste Erkennungsmerkmal der spanischen Pferde. Sie wirken besonders stolz, eindrucksvoll und werden oft als Showpferde eingesetzt.   

In der Fütterung benötigen spanische Rassen meistens nur wenig zusätzliche Energie. In der Vegetation ihres Herkunftslandes enthält das Heu normalerweise sehr wenig Nährstoffe. Daher haben auch sie gelernt, gut mit wenig Energie auszukommen. Jedoch verfügen Spanier naturgemäß über einen größeren Muskelanteil, weswegen ihr Proteinbedarf höher ist als bei anderen Pferderassen. Um diesen erhöhten Bedarf zu decken, eignet sich ein energiearmes aber eiweißreiches Raufutter als Fütterungsgrundlage. Enthält dein Raufutter nur wenig Eiweiß ist es ratsam, ein proteinreiches Ergänzungsfutter zuzufüttern. Auch eiweißreiche Rübenschnitzel eignen sich anfüllend zur Raufutterration. Ergänze die Futterration deines Spaniers außerdem mit einem Mineralfutter, um seinen Vitamin- und Mineralstoffbedarf zu decken. Ist der Energiebedarf deines Spaniers erhöht, weil er z.B. im Sport eingesetzt wird, ist zudem die Fütterung eines Sportkraftfutters sinnvoll. Fütterst du mehr als 1,5 kg einer Pavo Kraftfuttersorte pro Tag, muss kein Mineralfutter ergänzt werden. Dein Pferd erhält in diesem Fall alle essentiellen Vitamine und Mineralien über sein Kraftfutter. Eine zusätzliche Proteinunterstützung ist allerdings auch in diesem Fall erforderlich, um die Muskulatur deines Spaniers optimal zu versorgen.

Du hast weitere Fragen zur rassebezogenen Pferdefütterung? Die Pavo Fütterungsberatung hilft dir gern weiter.

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